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FN: Empfehlungen zur Zucht und Haltung von Pferden und Ponys mit Creme-Allel

FN: Empfehlungen zur Zucht und Haltung von Pferden und Ponys mit Creme-Allel

09.05.2023

Helle Pferde – also Pferde mit weißem bzw. sehr hellem Deckhaar- und Langhaar,
rosafarbener Haut und hellen Augen – entstehen durch extreme Aufhellungsprozesse.
Aufgrund der Tatsache, dass die für die Färbung verantwortlichen Enzyme oft auch
Schlüsselenzyme in anderen Stoffwechselwegen sind, treten mit Farbaufhellungen bzw.
Pigmentausfällen gekoppelt auch immer wieder negative Auswirkungen auf Gesundheit und
Wohlbefinden auf. Daher sind diese Phänotypen vor allem aus Tierschutzaspekten sehr genau
zu betrachten. Aus diesem Grund tragen die Züchter eine ganz besondere Verantwortung in
Hinblick auf Zucht und Haltung stark aufgehellter Pferde.

Für die züchterische Bewertung spielt die jeweilige Ursache für diese hellen Pferde und die
dabei beobachteten negativen Erscheinungen eine bedeutende Rolle. Sie entscheidet
letztendlich, ob es sich um einen klassischen Erbfehler (echte Pleiotropie: ein Gen ist sowohl
für das spezifische Aussehen als auch für die Beeinträchtigungen direkt verantwortlich) oder
um eine Folge des Pigmentmangels (sekundäre Pleiotropie: es liegt keine genetische
Kopplung vor) handelt.


Die hier vorliegende Empfehlung befasst sich mit der extremen Aufhellung, die durch das
Vorhandensein von zwei Creme-Allelen (CcrCcr) hervorgerufen wird. Die Creme-Mutation (Ccr)
ist mindestens 2.500 Jahre alt und daher in zahlreichen Pferdepopulationen verbreitet. Im
heterozygoten Zustand (CCCcr) führt sie zu den beliebten und unbedenklichen Fuchs-
(Palomino), Braun- (Buckskin) und Rappisabellen (Smoky Black). Beim Vorhandensein einer
doppelten Creme-Aufhellung (CcrCcr) entstehen jedoch die Weißisabellen (Cremellos,
Perlinos, Smoky Cream) mit dem beschriebenen, extrem aufgehellten Phänotyp. Die
rosafarbene Haut und die hellen Augen führen vielfach zu einer erhöhten UV-Licht-
/Sonnenlichtempfindlichkeit. Dadurch können verstärkt Sonnenbrand bzw. Hautekzeme und
Orientierungsschwierigkeiten (verschließen der Augen zum Schutz gegen Blenden) auftreten.
Wie stark diese Erscheinungen zu sehen sind und das Wohlbefinden beeinflussen, hängt von
der Stärke der Deckhaaraufhellung (völlig weiß oder noch Restpigment), der Intensität der
Irisfarbe (fast weiße, hellblaue, hellgraue Iris, Birkenaugen) und damit vom genetischen
Hintergrund (welche Grundfarbe) ab. Es ist nicht bekannt, dass die Aufhellung an sich zu
Schmerzen oder Leiden führen kann. Es sind daher die Folgewirkungen, die unter dem Aspekt
einer möglichen Einschränkung des Wohlbefindens näher betrachtet werden müssen.
Aufgrund der Tatsache, dass Aufhellung und Lichtempfindlichkeit nicht direkt in einem
genetischen Kopplungsverhältnis stehen (sekundäre Pleiotropie) – es folglich Tiere gibt, die
extrem aufgehellt, aber nicht lichtempfindlich sind – müssen Entscheidungen in diesem
Bereich sehr individuell getroffen werden.


Was sollte zwingend beachtet werden?


1) Bei der Haltung von Creme-Allel-Trägern:


- Zunächst sollte eine kritische Einschätzung der individuellen Lichtempfindlichkeit eines
Pferdes durchgeführt werden. Vor allem Fuchsweißisabellen besitzen eine höhere
Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht und UV-Strahlung.


- Grundsätzlich sollten Weißisabellen im Sommer nicht während der Mittagszeit ungeschützt
dem Sonnenlicht ausgesetzt werden. Zumindest sollte ausreichender Sonnenschutz auf
Weiden, Koppeln und Paddocks vorhanden sein, die dem Pferd eine Standortwahl sowie
die freie Bewegung ermöglichen. Dabei gilt es, eine zu hohe Lichtexposition und damit vor
allem Sonnenbrand, der längerfristig auch zu Hautkrebs führen kann, zu vermeiden.
Jedoch ist andererseits eine permanente Stallhaltung – nicht nur aus Tierschutzgründen –
zu vermeiden.


- Das Aussetzen einer intensiven UV- und Sonnenlichtbelastung ist für die Haut, besonders
wenn sie nicht an eine gewisse Lichtintensität gewöhnt wurde, problematisch. Sehr helle
Augen können überfordert sein, was zum Blinzeln oder sogar Schließen der Augen führt.
In extremen Fällen kann dies zum Ausschluss bei Zuchtveranstaltungen führen.


2) Bei der Zucht mit Creme-Allel-Trägern:


- Die Anpaarung der Pferde sollte in erster Linie auf den im Zuchtziel festgelegten Kriterien
beruhen und nicht aufgrund der Farbgebung erfolgen. Um doppelte Creme-Aufhellungen
(CcrCcr) zu vermeiden, sollte - bei Zweifel an der Farbausprägung der vorgesehenen
Elterntiere - ein Gentest auf das Vorliegen eines Creme-Allels durchgeführt werden.


- Die Anpaarung von Weißisabellen (doppelte Creme-Aufhellung, CcrCcr) untereinander
sollte generell vermieden werden.


Autoren:
- Dr. Monika Reißmann, Humboldt-Universität zu Berlin, Molekularbiologisches Zentrum
- Alle FN-Mitgliedszuchtverbände
München, 02. Mai 2023